Fehler Fortgeschrittene
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Fehlende Aufmerksamkeit
Nahezu jeder Spieler unterliegt der Langeweile. Während Anfänger dann eher zum Multi Tabling tendieren, wird erfahrenen Spielern deshalb langweilig, weil sie meinen die Situation bereits zu kennen. Natürlich kehren beim Poker viele Konstellationen immer wieder auf und man weiss genau, was zu tun ist. Doch diese Routine führt zu mangelnder Aufmerksamkeit und Fehler schleichen sich ein. Vor allem Veränderungen im Spielverhalten und beim Table-Image fallen einem bei Langeweile zu langsam auf. Wenn ein neuer Spieler an den Tisch kommt und einen auf Bully macht, dann kann dieser kurze Zeit später auch auf tight stellen und man selbst ist noch in dem Glauben, er wäre loose-aggressiv. Was dann als Bluff gedeutet wird, ist in Wirklichkeit eine Nut-Hand. Man muss jede Situation für sich analysieren und nicht alles in Schubladen packen. Fehlende Aufmerksamkeit kann z.B. durch Musik hören verdrängt werden. Musik steigert nachweislich die Motivation und Konzentration. Vielleicht ist es auch nur der knurrende Magen, welcher einen vom richtigen Spiel abhält. Man muss sich selbst also stets im Blick haben.
Das falsche Limit wählen
Limit bezeichnet die Blinds, welche gesetzt werden müssen. Die Wahl des richtigen Limits hängt von der Einschätzung des eigenen Spiel-Levels und von der Bankroll ab. Natürlich macht es Spass sich an die Tische mit hohen Blinds zu setzen, aber hier gehören nur die sehr erfahrenen Spieler hin. Diese kennen keine Langeweile, weil sie die Gegner Stück für Stück analysieren wollen. Ausserdem setzt man sich mit einer zu kleinen Bankroll unter Druck. Ein Beispiel wäre ein 2$/4$ Spiel bei dem man seine gesamte Bankroll mit an einen Tisch nimmt. Verliert man seine Chips, dann
hat man kein Kapital mehr übrig. Mit einem Bad Beat kann dann alles vorbei sein. Dieser Druck beeinflusst das eigene Spielverhalten negativ und lässt uns die falschen Entscheidungen treffen. Beim Poker geht es ums Geld, das ist richtig, aber die Philosophie tendiert zu einer lockeren Herangehensweise. Es soll beim Poker nicht um Kopf und Kragen gehen.
Der falsche Tisch wird gewählt
Wenn man Poker spielt, dann sollte man seine Stärken und Schwächen, sowie sein eigenes Spielverhalten kennen. Daraus folgt, dass man Feuer nicht mit Feuer bekämpfen sollte. Zwei Maniacs würden sich gegenseitig hoch bieten und am Ende gewinnt mehr das Glück als eine wirklich gute Hand. Sitzen dagegen am Tisch nur sehr tighte Spieler, dann wird nur mitgegangen und nichts passiert grossartig. Beim ersten Anzeichen einer grösseren Wette gehen alle Spieler raus. Gehört man zu diesen tighten Spielern, dann sollte man zumindest 1-2 loose-aggressiv Gegner an seinem Tisch sitzen haben. Diese bemerken bei ihrer Aggression oft nicht, wenn jemand eine starke Hand hält. Mit simplen Check-Raises kann man sie in die Falle locken. Traut man sich dagegen selbst die aggressive Variante zu, dann kann man an einem sehr tighten Tisch nach und nach die Blinds und kleine Einsätze abräumen. Beim Onlinepoker geben die Statistiken einen ersten Aufschluss über das Spielverhalten eines jeden Tisches. Wie viele Hände werden gespielt? Das bestimmt die Geschwindigkeit am Tisch. Dies wird unter anderem durch die Wetten beeinflusst. Wie gross ist der durchschnittliche Pot? Hieran erkennt man wie aggressiv am Tisch gespielt wird und ob es jemanden gibt, der bereit ist dafür zu zahlen. Eine weitere Möglichkeit wäre das Beobachten eines Tisches. Man kauft sich ein und stellt auf Aussetzen. Dadurch kann man in aller Ruhe das Spielverhalten analysieren. Nach 10-15 Minuten kennt man in groben Zügen jeden Spieler und kann Verlustentscheidungen besser vermeiden.
TILT und seine Fortsetzung
Auch erfahrenen Pokerspielern passiert es immer wieder, sie gehen auf TILT. Ihre Emotionen kochen über und sie können sich nicht mehr konzentrieren, vor allem dann nicht, wenn eine Pechsträhne einfach anhält. Trotz der richtigen Entscheidungen sitzt das Glück auf dem Schoss des Gegners und man verzweifelt.
Die eigenen Fähigkeiten werden in Frage gestellt, obwohl man davor regelmässig gewonnen hat. Man spricht hier vom "verlängerten TILT", also wenn ein Spieler seine Pechsträhne mit dem TILT verbindet und daraus eine lang anhaltende Verluststrecke beginnt. Häufig zu sehen ist dieses Phänomen bei etablierten Spielern, welche sich gerade an ein höheres Limit heran wagen. Obwohl die Karten noch dieselben sind, ist die Situation doch eine andere. Man muss sich immer erst daran gewöhnen, wenn die Blinds auf einmal doppelt so hoch sind. Keine Angst, die Wahrscheinlichkeiten sind immer noch die Gleichen, nur jetzt geht es um mehr Geld.
Free Card Play und seine Tücken
Diese fortgeschrittene Strategie hat ihre Vor- und Nachteile. Sinn macht sie vor allem in einer späten Position. Dann erhöht man z.B. Preflop und kann dann zusehen wie alle Spieler vor einem auf dem Flop checken. Sie wollen einfach die Reaktion abwarten. Ähnlich wie im realen Leben, schenkt man dem Menschen am meisten Beachtung, der am lautesten erzählt. Beim Poker erzählen halt die Wetten eine Geschichte und alle anderen warten darauf, was als Nächstes kommt. Nun kann es aber sein, dass man vor dem Flop noch etwas Gutes mit seiner Marginal Hand hatte, aber der Flop einen gänzlich verfehlt hat. Checkt man nun mit, dann schätzen das die Gegner als Schwäche ein. Das kann man als Falle nutzen, wenn man doch etwas getroffen hat. Leider kann der Schuss aber auch nach hinten losgehen und die Gegner können mit der Free Card ihre Hand entscheidend verbessern. Dann steht man da und hat Geld investiert, wo eigentlich hätte keines sein dürfen. Man muss sich also immer das Board betrachten und nur bei geringer Gefahr eine Free Card gewähren.